Im Himmel der Marathonläufer

USA Reisen - Himmel Marathonläufer.

Im New Yorker Stadtteil Staten Island beginnt im Morgengrauen ein dichter Busverkehr. Ab fünf Uhr früh transportieren Busse die Sportler dorthin. Wer in New York laufen möchte, muss früh aufstehen, denn die Verrazano-Narrows-Brücke wird um sieben Uhr für den Verkehr gesperrt, damit sie einmal im Jahr nur den Läufern gehört.

Die Ankunft am Start wird zu einem unvergesslichen Ereignis. Die freiwilligen Helfer begrüßen die Läufer mit ‚Welcome to New York!‘ und ‚Have a good race – gutes Rennen!‘ Unter der Brücke verwandelt sich eine große Wiese in einen riesigen Campingplatz, wo über 38.000, teilweise maskierte, Sportler sich aufwärmen, Frühstück holen, massieren oder an WC-Häuschen anstehen.

Um die Wartezeit bis 10.10 Uhr zu verkürzen, sorgt eine Band für Festival-Stimmung. Der New Yorker Marathon ist keine ernste Sportveranstaltung, sondern eine ‚big party‘, wie die 30-jährige Karen sagt. Das Wichtigste ist, dabei zu sein und Spaß zu haben. Im Gegensatz zu Europäern, die auf die gelaufene Zeit achten, zählt für Amerikaner nur das Durchkommen. Jeder Finisher wird gefeiert.

Die Zeit bis zum Start vergeht schnell. Männer, die auf der oberen Ebene der Brücke starten wollen, müssen sich in den orangen Frauenstart schmuggeln, da der Männerstart auf der unteren Ebene weniger attraktiv ist.

Wenn die Läufer zur Verrazano-Narrows-Brücke geführt werden, steigt die Spannung. Nach der US-Hymne beginnt das Rennen zu Frank Sinatras ‚New York, New York‘. Die Brücke vibriert unter den Füßen der Teilnehmer.

Nach der Brücke erwartet die Läufer laute Musik und Anfeuerungsrufe. Musikbands, Rapper, Chöre, Blues-, Rock- und Countrybands spielen entlang der Strecke. Zuschauer bieten Getränke, Bananen, Süßigkeiten und Taschentücher an. Kinder klatschen den Läufern ab.

Bei Meile acht wird die Silhouette Manhattans sichtbar, das Ziel scheint nah, obwohl es noch fast 30 Kilometer entfernt ist.

Weitere Meilen vergehen, einige Läufer bekommen Krämpfe, werden aber vom Publikum angefeuert. In New York gibt es weniger Ausfälle als anderswo. Dieses Jahr gaben nur 500 von 38.000 Läufern auf, der älteste war 87 Jahre alt.

Die Elite erreicht das Ziel im Central Park lange vor der breiten Masse. Der Park gleicht einem Stadion, umgeben von Wolkenkratzern. Zuschauer feuern die Läufer an. Viele sind trotz der einzigartigen Länge des Marathons enttäuscht, dass die Stimmung zu Ende geht.

Fazit: Wenn es einen Läuferhimmel gibt, muss er in New York sein. Der Marathon durch die Stadt der Superlative ist für viele Läufer das Höchste. Für 38.000 Läufer wurde dieser Traum im November Wirklichkeit.